Im Kunstbogen fand eine Performance im Rahmen der Wienwoche statt, wie es sie so noch nie gegeben hat.
Der stimmungsvoll in Szene gesetzte Ziegelraum erbebte mit den ersten Tönen. Die vermeintlichen Alltagsgeräusche wie eine Kaffeemaschine, Vogelgezwitscher und Telefonate vermischten sich spannend arrangiert zu einem Klangteppich, der die ZuhörerInnen sofort in den Bann zog. Nach und nach traten Personen an den Tisch in der Raummitte, um live zu den Aufnahmen zu improvisieren. Elektronische Sounds, Gesprochenes und Beats brachten den Raum und die Luft zum Vibrieren. Ein einmaliges Klangerlebnis entfaltete sich.
Wie klingt Zuhause?
Oftmals geht der Verlust der Wohnung auch mit dem Verlust von sozialem Rückhalt und kultureller Teilhabe einher. Wenn wieder ein Weg in eine eigene Wohnung gefunden wurde, was macht diese dann zum Zuhause? Zu dieser Thematik erarbeiteten ehemals obdach- und wohnungslose Menschen in einer Workshopreihe zusammen mit den Sound-Künstlerinnen Lena Kühleitner und Tanja Fuchs eine Soundinstallation. Alles, was die Teilnehmenden mit ihrem Zuhause in Verbindung brachten, wurde aufgezeichnet und zusammen live zu einem Klangerlebnis während der Wienwoche verarbeitet.
Wer schafft Kunst?
Die ehemals obdach- und wohnungslosen TeilnehmerInnen von Forum Obdach Wien partizipierten bereits an den verschiedensten Kunstprojekten, eroberten sich Teilhabe und schufen Kunst. So haben sie schon mit New Work und Ressourcen zwei Projekte im Tanzquartier Wien abgeschlossen. Bei Sounds of Home waren sie als KlangvirtuosInnen aktiv.
So standen Künstlerinnen, ein Sozialarbeiter von Forum Obdach Wien und ehemals obdach- und wohnungslose Menschen an den Turntables, Computern und der E-Gitarre.
„Ich war nervös wie selten, besonders vor dem ersten Ton, aber es ist uns super geglückt", sagte Frau Amer.
Herr Germin ergänzte: „Es hat sich super angefühlt und macht Lust aufs nächste Projekt. Der beste Moment war, als das Publikum applaudiert und gejubelt hat!“
„Künstlerin, Sozialarbeiter oder Teilnehmende, während der Performance waren wir alle Kunstschaffende und die Rollen sind verschwommen, auch für das Publikum war nicht klar, wer hier wer ist. Das Versprechen des Projekts, den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, sich am kulturellen Leben aktiv zu beteiligen und sich ihren Raum zu nehmen, wurde eingelöst. Alle Teilnehmenden und das Publikum waren absolut begeistert.“
Sebastian Erlach, Sozialarbeiter bei Forum Obdach Wien.
Bei Forum Obdach Wien tauschen sich ehemals obdach- und wohnungslose Menschen bei Projekten, Aktivitäten und Hobbies aus. Bei ihrem Neustart in der eigenen Wohnung erfahren sie Halt und Zuspruch durch andere, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. In wöchentlichen Organisationstreffen werden gemeinsame Aktivitäten wie Ausflüge, Kochen, Museumsbesuche, Musizieren und vieles mehr geplant. SozialarbeiterInnen unterstützen, wenn notwendig, die Initiativen.