Wer keine Wohnung hat oder hatte, hat kaum Gründe und Gelegenheiten zu tanzen. Selten wird ehemals wohnungslosen Menschen positive Aufmerksamkeit zu teil. Kunst und Kultur gehören nicht in ihren Alltag, würde man denken. Forum Obdach Wien und das Tanzquartier Wien beweisen in Kooperation mit Hunger auf Kunst und Kultur das Gegenteil.
In den eigenen vier Wänden zu wohnen, ist das erste Ziel nach einer Phase der Wohnungslosigkeit. „Danach ist es aber auch wichtig, AnsprechpartnerInnen zu haben. Forum Obdach Wien ist eine Plattform, die das möglich macht. Hier kommen regelmäßig Menschen zusammen, die Erfahrung mit Wohnungs- oder Obdachlosigkeit haben. Sie unterstützen sich gegenseitig, vernetzen sich, tauschen sich aus und organisieren gemeinsame Aktivitäten“, erklärt Lena Kauer von Forum Obdach Wien.
Eine Gruppe aus ehemals und aktuell wohnungslosen Menschen von Forum Obdach Wien traf sich in den vergangenen drei Monaten wöchentlich zu einer gemeinsamen Aktivität: Um das Stück „Ressourcen“ zu erarbeiten. Neben Tanz- und Bewegungsworkshops wurde auch der Sound selbst kreiert, verschüttete musikalische Talente und die Liebe zu Stimme und Gesang wiederentdeckt.
In die nächste Runde
Schon im letzten Jahr wurde ein ähnliches Projekt mit großem Erfolg durchgeführt. Die Nachfrage war so groß, dass eine Fortsetzung möglich gemacht wurde. Dieses Mal arbeitet die Choreografin Lau Lukkarila zusammen mit Lena Kühleitner mit den TeilnehmerInnen. „Innerhalb der Gruppe hat sich eine beeindruckende Synergie und Energie entwickelt. Ich habe die letzten Monate sehr genossen und die Zeit ist nur so verflogen“, beschreibt die Choreografin die Zusammenarbeit.
JedeR hat Ressourcen
Der Name war dieses Mal Programm. Denn „meine wichtigste Ressource ist Aufmerksamkeit und ich verstehe es als Privileg, sie gezielt einsetzen zu können. JedeR hat Ressourcen. Alle, die hier teilnehmen, bekommen Aufmerksamkeit, vom Publikum und innerhalb der Gruppe. So kam ich auf den Namen. Die Workshops und das Showing sind stärkende Erfahrung.“, erklärt Lau Lukkarila.
Lena Kauer von Forum Obdach Wien ergänzt: „Aufmerksamkeit als Ressource hat mehrere Richtungen, denn ich kann Aufmerksamkeit schenken oder erhalten. Oder mich ganz auf eine Sache konzentrieren, wie auf das Tanzen oder den Sound, und meine gesamte Aufmerksamkeit auf mich selbst richten.“
Höhepunkt und Fortsetzung
Bei dem Showing am Ende des Projekts, zu dem auch zahlreiche ZuschauerInnen kamen, wurden Aufmerksamkeit und Vertiefung in den Moment der Performance deutlich. Frau Amer, die schon zum zweiten Mal mit von der Partie war, beschreibt den Zustand zu: „Jedes Mal schalte ich unweigerlich meinen Kopf aus während des Tuns aus und gehe ich mit neuer Energie, Kraft, Ruhe und guter Laune raus.“
Das Projekt wird dank der Kooperation zwischen Tanzquartier Wien und Forum Obdach Wien auch im neuen Jahr eine weitere Fortsetzung finden.