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Aktuelles

Kunst auf Augenhöhe

13. März 2024

Ein Gemeinschaftsprojekt des Tanzquartier Wien, Obdach Forum, Augustin und integration wien ermöglicht Teilhabe an Kunst und eine einmalige Performance vor Publikum.

Decke, Boden, Tribüne, alles ist schwarz in der Halle G des Tanzquartier Wien. Auf der Bühne stehen 20 Personen, zu brummend rhythmischen Klängen bewegen sie sich durch den Raum, machen ihn sich zu eigen. Wer hier Künstlerin, wer obdach- oder wohnungslos, wer Sozialarbeiter:in ist? Das ist nicht erkennbar und nicht wichtig. „Wichtig ist, zu bewirken, dass es der Gruppe gut geht, dass die Teilnehmer:innen Inspirationen bekommen, etwas erleben, was im Alltag wahrscheinlich nicht so leicht erlebbar ist und dass sie in Kunst eintauchen können“, sagt Künstlerin Doris Uhlich, die Leiterin des Workshops.

Grenzen

Zum wiederholten Mal machen (ehemals) obdach- und wohnungslose Menschen, die sich bei Obdach Forum regelmäßig treffen, schon bei einem solchen Kunstprojekt mit. Dabei haben sich der große Mehrwert und die positive Wirkung auf alle Beteiligten gezeigt. Sonja Draesner, Teamleiterin bei Obdach Forum, ist sicher, „dass das aktuelle Projekt Inklusion pur ist und Grenzen zwischen gesellschaftlichen Rollen verschwimmen lässt. Es ist ein Zufluchtsort, an dem alle gleich und auf Augenhöhe miteinander agieren. Einfach menschlich. Den Teilnehmer.innen wird eine Bühne geboten und damit etwas gegen die Stigmatisierung von Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit unternommen. Im besten Fall kann ein Umdenken angestoßen werden.“

Stadtbild

Wie das gelingen soll? Etwa dadurch, dass sich die Teilnehmer:innen zwischen als Gebäude einer Stadt aufgestellten, aufblasbaren Objekten auf der Bühne bewegen, dann die Luftgebilde aufnehmen, tragen, rollen und anderswo absetzen. Die Menschen, die aufgrund ihrer Lebenssituation eine besondere Beziehung zur Stadt haben, gestalten sie nun. Gepaart mit den sphärischen Klängen des Musikers Boris Kopeinig wirkt das harmonisch, fließend, hypnotisierend. Frau A., eine Teilnehmerin von Obdach Forum, spielt am liebsten mit einer luftgefüllten Kugel: „Wenn ich sie bewege, sieht es so aus, als stünde am Grund des Objekts Wasser, das je nach Lichteinfall und -farbe schillert. Da zeigt sich: Man braucht nichts Teures, um einen Riesenspaß zu haben. Den habe ich und das soll das Publikum auch sehen.“

Performance

Am Samstag, 16. März, steht die Abschlussvorführung vor Publikum am Programm. Natürlich sind Aufregung und Nervosität schon spürbar, schließlich stehen manche der Teilnehmer:innen erstmals anstatt im Abseits im Scheinwerferlicht und zum ersten Mal auf der Bühne. Sie erarbeiten künstlerische Ideen und teilen ihre Bühnenerfahrung am Ende der spendenfinanzierten Workshopwoche mit dem Publikum. „Ich glaube, man sieht Menschen zu, die - wie wir alle - eine sehr individuelle Biografie mit und in sich tragen und das Stück strahlt wahrscheinlich aus: Wir sind alle Menschen, werden noch immer aus einem Mutterbauch geboren und von da an beginnt eine Geschichte und man weiß nie, wo die Geschichte enden wird und wie die Wege verlaufen“, resümiert Uhlich. Aber es geht nicht darum zu erzählen, wer man ist, sondern spüren zu lassen, was man gerne macht. Die Luftobjekte stehen für die Künstlerin „für Luftschlösser, oder für heiße Luft. Das hat etwas extrem Fragiles, man kann sich sehr groß aufblasen und kaum macht man ein Ventil auf, geht die Luft auch wieder raus. Und so ist es ja im Leben: Luft geht ein und aus, und nichts ist fix.“

Bis zur Abschlussvorführung am Samstag wird weiterhin erkundet, ausgelotet, Kunst gemacht, mit Luft gespielt. Dann ist die Performance bei freiem Eintritt zu sehen. Vielleicht verschwimmen die Grenzen zwischen Bühne, Tribüne, Künstler:innen und Publikum, wenn es denn je Grenzen gab. Vielleicht darf alles einfach einmal voller Leichtigkeit und Spaß sein?

Nach der Darbietung wird Obdach Forum mit einem Infostand vertreten sein. Zudem gibt es einen Artist Talk, bei dem Mitwirkende der Produktion zu Wort kommen.

Abschluss Vorführung

Samstag, 16.03.2024, 18:00 Uhr

TQW, Halle G im Museums·Quartier

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Mehr Information zur Produktion finden Sie hier.