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Aktuelles

Salz, Pfeffer und eine Portion Gemeinschaft

26. Februar 2020

Der Winterwind weht eisig um die Nase, die kalten Hände sind tief in den Jackentaschen vergraben, die Atemwolke ist deutlich sichtbar in der kalten Winterluft. Schritt für Schritt geht es Richtung Eingangstüre von Forum Obdach Wien. Dahinter warten Wärme, Freunde, gute Gespräche und ein gemeinsames Essen. Herrlich, so ein stärkendes Essen, das auch die Seele wärmt.

Einmal im Monat treffen sich ehemals wohnungs- und obdachlose Menschen im Raum von Forum Obdach Wien um gemeinsam zu kochen. Alle hier haben eines gemeinsam: Sie sind nach einer Zeit ohne Zuhause wieder in einer eigenen Wohnung angekommen. Das verbindet, denn so ist das Verständnis für das Erlebte und die Herausforderungen danach groß. Genauso groß ist die gegenseitige Hilfsbereitschaft.

Neustart

Denn auch wenn man wieder ein eigenes Dach über dem Kopf hat, ist noch nicht alles überwunden. Der neue Alltag bringt viele Hürden mit sich. Woher bekomme ich eine erste Ausstattung mit Bett, Kasten etc.? Wie soll ich meinen Tag verbringen? Wie kann ich mit begrenzten finanziellen Mitteln am gesellschaftlichen Leben teilnehmen?

Um der Überforderung und der Einsamkeit entgegenzuwirken, finden sich die TeilnehmerInnen von Forum Obdach Wien regelmäßig zusammen. Das strukturiert den Alltag und die Tipps für günstige Möbel und Aktivitäten werden gerne ausgetauscht.

Ein bunter „Club“

An dem Tag, an dem sich die Kochgruppe trifft, geht es - logischerweise - um das Essen. Zehn TeilnehmerInnen sind es üblicherweise. Da wird dann schelmisch ausgemacht, wer mit Zwiebelschneiden dran ist, Rezepte werden ausgetauscht, ein ganzes Menü gekocht und selbstverständlich im Anschluss zusammen gegessen. Franz hat die Kochgruppe gegründet und bringt die Rezepte mit. Oft fragt er Peter, den gelernten Koch unter den TeilnehmerInnen, um Rat. Es geht aber in Wahrheit um viel mehr, als ums Essen. Viele der TeilnehmerInnen haben seit Jahren nicht gekocht, denn sie hatten keine Möglichkeiten. Wer kein Zuhause hat, hat keine Küche. „Und dann in der neuen Wohnung für eine Person zu kochen oder zu backen, zahlt sich oft nicht aus. Gemeinsam für alle zu kochen, ist etwas anderes“, sagt Sabine, während sie Gemüse schnippelt. Aber auch eigentliche Kochmuffel sind unter den TeilnehmerInnen. „Mein Freund Franz leitet die Kochgruppe, da unterstütze ich ihn gern“, sagt Harald, sieht Franz an und fügt lachend hinzu: „Und ich hab Hunger.“ Da ist er in der Küche von Forum Obdach Wien richtig!

Wichtig ist auch, was am Teller landet. Denn gesunde Ernährung hat keine Priorität, wenn man auf der Straße lebt. Wie nebenbei lernen die TeilnehmerInnen der Gruppe wieder kochen und gesunde Speisen zuzubereiten. Gemüsesuppe, Kartoffeln, Fisolen und Feta im Speckmantel, Rouladen mit Spätzle und im Anschluss Apfelstrudel, all das bereitet die Kochgruppe zu. Zwischenzeitlich geht der Speck aus und Harald wird einkaufen geschickt. „Wir mussten ja kosten, ob der Speck auch gut ist“, wird grinsend kommentiert, warum der Speck frühzeitig aus war.

Bei Forum Obdach Wien gibt es zahlreiche andere Aktivitäten, die die TeilnehmerInnen organisieren und anbieten. Die Kulturinteressierten gehen zusammen ins Museum, während andere beim Stricktreff die Nadeln klappern lassen. Wieder andere malen am liebsten, eine Band hat sich formiert und probt regelmäßig während die Fotogruppe auf Streifzüge geht und Wiens Ecken erkundet und festhält. Es ist für jedeN etwas dabei. Für alle zählt das Gleiche: die Gemeinschaft.


Über Forum Obdach Wien

In wöchentlichen Organisationstreffen findet Austausch statt und gemeinsame Aktivitäten wie Ausflüge, Musizieren, Kochen und vieles mehr werden geplant und durchgeführt. Bei Forum Obdach Wien gibt es Raum für die Anliegen und Ideen von ehemals wohnungslosen Menschen. SozialarbeiterInnen unterstützen, wenn notwendig, die Initiativen.