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Aktuelles

Fünf Winter und ein Sommer im Obdach Apollogasse

Die Wärmestube Obdach Apollogasse hat Ende April ihre Pforten für immer geschlossen. Für Menschen ohne Obdach war sie wie ein Wohnzimmer, in dem sie ihre Tage verbringen, essen und sich austauschen konnten. Ein neuer Standort für den nächsten Winter wird gesucht.

„Am ersten Tag im Winter 2016 kam eine Gruppe junger Männer herein und schaute sich erst mal um. Am nächsten Tag kamen sie wieder und brachten weitere Menschen mit“, erinnert sich Brigitte Grone an den Start der Wärmestube Obdach Apollogasse. Sie hat als Teamleitung die Einrichtung zur Deckung der Grundbedürfnisse von Menschen ohne Obdach aufgebaut, die in schwierigen Zeiten einen sicheren Ort brauchen. Fünf Winter und einen Sommer lang war das Obdach Apollogasse ein solcher Ort: In der kalten Jahreszeit im Rahmen der Wintermaßnahmen bei Obdach Wien und im Sommer 2020 auf Basis der Corona-bedingten Ausweitung des FSW-Winterpakets.

Vertrauen aufbauen

„Jede und jeder ist willkommen, so wie er oder sie ist! Das war unser Motto“, erinnert sich Brigitte Grone. Junge Menschen, ältere Herren, schwangere Frauen, Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder mit Suchtproblemen - sie alle konnten sich im Obdach Apollogasse aufwärmen und stärken. Dabei hat das Team versucht, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen und das Angebot entsprechend zu erweitern. 2017 kamen etwa Plätze für HundebesitzerInnen hinzu und 2018 wurden die Ruheräume ausgebaut.

Was man im Winter braucht

Die Wärmestube war in einem Teil des ehemaligen geriatrischen Tageszentrums Ingrid Leodolter untergebracht und bot Ruhebereiche, Duschen, Möglichkeiten zum Wäschewaschen sowie einen großen Raum mit Tischen, an denen man sich ausruhen, essen oder sich unterhalten konnte. „Viele NutzerInnen kamen täglich. Für sie war das Obdach Apollogasse ein Wohnzimmer, in dem sie nicht nur den Tag verbringen, sondern sich auch einbringen konnten“, so Felix Bayerl. Er war mehrere Jahre lang Teil des Teams und 2019 einige Monate lang mit der Leitung des Obdach Apollogasse betraut.

Für Grundbedürfnisse und mehr

Mit Spenden der Wiener Tafel wurde in der Wärmestube täglich frisch gekocht. „Das schmeckt wie bei Oma!“ war ein Satz, über den sich das Team oft gefreut hat. „Es braucht Kreativität, um aus Lebensmittelspenden rund 80 wohlschmeckende Portionen einer Speise zu kreieren“, so Manon Anzböck. Sie hat die Leitung der Wärmestube 2019 übernommen und ist sehr stolz - nicht nur auf ihr Team, sondern auch auf ihre BesucherInnen: „Auf Wunsch konnten sie aktiv werden, mitkochen oder beim Servieren helfen. Dafür haben sie Anerkennung bekommen.“ Manche Aktivierungsangebote sind als Highlights in Erinnerung geblieben: Schon im ersten Winter konnten die Besucherinnen an einem hausinternen Schachturnier teilnehmen. 2018 präsentierten sie bei einer Modenschau edle Kleidung. Im selben Winter fand im Obdach Apollogasse eine Fotoausstellung zum Thema Obdachlosigkeit statt.

Obdach Apollogasse Modenschau (Bild: FSW)

Ein Abend, der Brigitte Grone (2. v. l.) und Felix Bayerl (3 .v. r.) besonders in Erinnerung geblieben ist: Modedesigner Ferruh Karakasli brachte BesucherInnen und MitarbeiterInnen von Obdach Wien mit seinen edlen Kreationen zum Strahlen. (Archivbild)

Ein Sommer mit Wärmestube

Das Coronajahr 2020 veränderte auch in der Wärmestube einiges. Im Rahmen der Schutzmaßnahmen wurden die Kapazitäten reduziert. Obwohl sich weniger Menschen in den Räumlichkeiten aufhalten durften, konnte das Angebot ausgeweitet werden: Das Obdach Apollogasse blieb im Sommer offen. Einen Winter später hat es am 28. April endgültig seine Tore geschlossen. Manon Anzböck erinnert sich: „Das Team hat vor der Schließung die BesucherInnen für die kommenden Monate gestärkt und viel Dankbarkeit erlebt.“

Wir sagen Danke!

Das Obdach Apollogasse ist bei seiner Arbeit mit obdachlosen Menschen auf viel Unterstützung gestoßen. „Wir möchten uns dafür bedanken!“, so Manon Anzböck. Etwa bei der Bezirksvertretung Neubau, dem Wohnfonds Wien oder auch bei Gemeinsam.sicher. Durch die Zusammenarbeit mit diesen Institutionen ist das Obdach Apollogasse ein Teil des Grätzels geworden. Der Dank gilt auch gemeinnützigen Organisationen wie dem Verein MUT, Unternehmen wie Otto Stöckl Elektroinstallationen oder auch Privatpersonen, durch deren Spenden das Angebot erweitert werden konnte. Die drei (ehemaligen) LeiterInnen sind sich einig: „Wir waren nicht nur ein Ort, an dem Basisbedürfnisse gestillt wurden, sondern einer zum Ankommen. Wir wünschen uns, dass dieser Geist auch an einem neuen Standort Einzug hält.“

Obdach Apollogasse, hier wird gekocht (Bild: FSW)

„Es schmeckt wie bei Oma“: Über diesen Satz freut sich Manon Anzböck (1. v. l.) und ist nicht nur stolz auf ihr Team, sondern auch auf die BesucherInnen des Obdach Apollogasse, die gerne mithelfen. (Archivbild)

Obdach Apollogasse