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Aktuelles

Die Zukunft fest im Blick

16. Oktober 2019

Brigitte H. öffnet die Türe zu ihrem kleinen Reich. Lilly, der Familienhund, schaut freundlich aus der Wohnung. Seit Brigitte H. mit ihrem Mann, ihrer Tochter Nicole und Hündin Lilly im Obdach Felberstraße wohnt, sieht auch die Zukunft wieder freundlicher aus.

Ein Schicksalsschlag nach dem anderen brachte Frau H. aus der Balance. Ihr Vater starb, die Mutter wurde krebskrank und von Brigitte H. bis zum Schluss gepflegt. Hinzu kamen noch weitere Todesfälle in der Familie, bis alles zu viel und der Alkoholkonsum ein Bewältigungsmechanismus war. Zeit und Kraft für einen Job blieb keine. Die Miete konnte nicht mehr bezahlt werden und schlussendlich flatterte der Delogierungsbescheid ins Haus.

Unterstützung in einer schwierigen Zeit

Doch Brigitte H. ließ sich nicht unterkriegen! Es hat sie einiges an Überwindung gekostet, aber sie hat sich rechtzeitig aufgemacht und um Unterstützung gebeten. „Es war schwer, darüber zu sprechen. Aber es war der richtige Schritt. Mein Mann, meine Tochter Nicole, Lilly und ich konnten direkt in eine kleine Wohnung im Obdach Felberstraße ziehen. Wir standen nie auf der Straße. Dafür bin ich dankbar. Wir fühlen uns wohl hier.“

Zimmer, Kuchl, Zukunftstraum

Innerhalb von vier Wochen konnte mit Sack, Pack und Hund umgezogen werden. Einige Möbel kamen mit, das meiste musste weggegeben werden. In der neuen Bleibe gibt es ein Zimmer, eine kleine Küche und ein Bad. Die Familie rückt in dieser schwierigen Zeit buchstäblich zusammen und war erleichtert über das neue Heim.

Erstmal in der neuen Bleibe angekommen, setzte Brigitte H. weitere wichtige Schritte: Sie machte auf Eigeninitiative einen Alkoholentzug und arbeitet mit aller Kraft an einer besseren Zukunft. Kraft, Mut und Motivation schöpfte sie dabei vor allem aus dem familiären Zusammenhalt. Vorrang hat immer Tochter Nicole. Zum Schulstart flossen die Finanzen in Nicoles Schulsachen. Um ihr so viel Privatsphäre wie möglich auf engem Raum zu geben, gehen Frau H. und ihr Mann oft spazieren. Jedes Monat wird möglichst viel angespart. Damit sollen dann in einigen Monaten Kaution, Miete und Möbel für die neue, eigene Wohnung beglichen werden. Auch bei der Wohnungssuche priorisiert Frau H. ihre Tochter.

„An der neuen Wohnung ist am Wichtigsten, dass meine Tochter ihr eigenes Zimmer und ihre Privatsphäre hat. Eine schöne Einrichtung hätte ich auch gerne. Und essen, duschen und schlafen, das ist natürlich für uns alle wichtig. Die Grundbedürfnisse müssen abgedeckt sein.“

Schritt für Schritt in eine gute Zukunft

Die ideale Zukunft beinhaltet für Brigitte H. eine schöne Wohnung, einen Job, keine Schulden und glücklich sein.

Dorthin ist sie am besten Weg. Denn mit der Unterstützung des Obdach Felberstraße, aufgrund ihrer Motivation und ihrer überzeugenden Art hat sie seit September Arbeit als Reinigungskraft gefunden. Sie greift nach einem Stapel Papiere und zeigt stolz ihren Dienstvertrag.

„Den Vertrag zu unterschreiben, war einer der schönsten Momente im letzten Jahr. Danach haben wir mit einer Torte und Kerzen gefeiert. Mein Selbstwert ist enorm gestiegen, seit ich wieder Arbeit habe! Denn der Job ist mein Rettungsring. Ich bekomme wieder Gehalt und finde leichter eine Wohnung. Oft muss man bei der Wohnungssuche den Lohnzettel vorweisen. Wer nimmt dich denn als Mieter, wenn du sagst, du bist arbeitslos und kriegst nur wenig Geld?“

Auch bei der Wohnungssuche unterstützt das Team des Obdach Felberstraße tatkräftig. „Das hat man in einem „normalen“ Wohnhaus nicht, dass man ins Erdgeschoß geht und für alle Anliegen ein offenes Ohr findet. Darüber bin ich wirklich froh.“

Rosita Ernst 2

„Ich wünsche allen BewohnerInnen des Obdach Felberstraße, dass sie eine eigene Wohnung finden und dort gut leben. Frau H. wird genau das schaffen, da bin ich sicher!“ (Rosita Ernst, Leiterin des Obdach Felberstraße)

Und auch an einem weiteren Projekt arbeitet Brigitte H. schon fleißig. Denn wenn sie nicht zusammen mit Mann und Tochter abends Quiz- oder Krimiserien schaut, häkelt sie. Lauter kleine Rechtecke. Bald wird sie genug Rechtecke haben um sie zu einem Teppich zusammenzunähen, der dann in der neuen Wohnung liegen soll.

„Der Teppich muss fertig sein, wenn wir ausziehen. Ich muss ordentlich schnell häkeln, dass er fertig ist, wenn wir umziehen. Ich hoffe, es geht sich aus“, sagt sie und greift nach der Häkelnadel.


Über das Obdach Felberstraße

Wohnungslose Familien, AlleinerzieherInnen und werdende Mütter finden seit 2009 im Obdach Felberstraße in einer kleinen Wohnung Ruhe und Unterstützung. Ein qualifiziertes Team berät bei Themen wie Finanzen, Wohnen und Arbeitssuche. Die Familien können bis zu 10 Monate im Obdach Felberstraße wohnen und in dieser Zeit ihre Situation zusammen mit dem Team des Obdach Felberstraße analysieren und in neue Bahnen lenken. Hierzu wird ein Haushaltsbudget- und ein Sparplan erarbeitet und damit planvoll auf ein Ziel hingespart, Schulden abgebaut und die finanziellen Polster für Kaution und Co. angespart. Zusätzlich unterstützt das Team des Obdach Felberstraße bei Themen wie Wohnungs- und Jobsuche, behördlichen und alltäglichen Fragen und allem, was den BewohnerInnen sonst noch am Herzen liegt.