Ankommen nach der Flucht

Zahlreiche Frauen und Kinder sind vor dem Krieg in der Ukraine geflohen. Obdach Grundversorgung mobil bietet ihnen Wohnraum sowie Beratung und Betreuung. Betreuerin Bianca Löhlein ist für sie da, begleitet sie beim Ankommen und gibt Orientierung in der neuen Umgebung.

Was bedeutet es für Sie, Menschen in dieser schwierigen Situation zu unterstützen?

Bianca Löhlein: Es fühlt sich gut an! Und richtig! Die erste Familie, die ich im Rahmen von Obdach Grundversorgung mobil betreuen konnte, wird mir sicher in Erinnerung bleiben. Es war eine sechsköpfige Familie - eines der Kinder war ein wenige Monate altes Baby. Die Frauen, die zu uns kommen, müssen sehr stark sein. Und das sind sie auch. Sie organisieren sich und versuchen möglichst selbstständig zu sein. Manche kommen sogar mit Freunden oder Bekannten, die übersetzen und ihnen Beistand leisten können.

Welcher Weg führt die Familien zu Obdach Grundversorgung mobil und welche Unterstützung erhalten sie?

Das FSW-Quartierteam weist uns Familien zu, die unserer Unterstützung brauchen. Sie werden von uns zu einem Erstgespräch in den Stützpunkt von Obdach Grundversorgung mobil (Link) eingeladen. Dabei werden alle notwendigen administrativen Dinge geklärt und die entsprechenden Unterlagen unterschrieben. Was aber besonders wichtig ist: Sie werden umfangreich beraten und wir versuchen festzustellen, was die Familie akut braucht. Danach fahren wir mit der Familie zu den Wohnungen oder Wohngemeinschaften. Dort bekommen sie die Schlüssel, es wird ihnen alles erklärt und gezeigt. Alle Wohneinheiten sind möbliert und mit Bettwäsche, Handtücher sowie Geschirr ausgestattet. Die Familien bekommen auch ein Paket an Dingen des täglichen Gebrauchs wie etwa Hygieneartikel.

Was sind die wichtigsten Themen bei der Beratung?

Das ist unterschiedlich und kommt auf die aktuellen Bedürfnisse an. Ein zentrales Thema ist die Kinderbetreuung. Wir unterstützen die Familien dabei, einen Kindergartenplatz oder einen Schulplatz zu bekommen. Um die Eltern zu entlasten und ihnen Zeit für administrative Aufgaben oder die Jobsuche zu geben. Und – das ist nicht weniger wichtig - um den Kindern ein Stück Normalität und Sicherheit zu geben und ihnen den Anschluss zu ermöglichen. Abgesehen davon sind wir für fast jedes Anliegen da. Von den simplen Dingen, wie der Frage nach der nächsten Einkaufsmöglichkeit oder Apotheke bis hin zu komplexen Amts- und Anmeldeprozeduren. Hier unterstützen wir, indem wir die entsprechenden Kontakte weitergeben und die Familien darüber informieren, wo ihre nächste Anlaufstelle sein wird. Besonders großes Interesse besteht an Deutschkursen!

Und wie geht es mit der Betreuung weiter?

Einmal die Woche besuchen wir die Familien in den Wohnungen. Wir fragen nach, ob alles in Ordnung ist und ob sie was brauchen. Einmal die Woche telefonieren wir auch zusätzlich mit den Familien. Es bedeutet mir viel, die Menschen individuell zu betreuen. Ich freue mich darauf, in ganz Wien unterwegs zu sein, täglich neuen Aufgaben zu begegnen und auch tatsächlich einen Unterschied zu machen: Indem ich mithelfe, die dringendsten Bedürfnisse zu decken.