Morgens sperre ich die Türe zum Mehrzweckraum auf und lasse die vier Bewohnerinnen rein, die ihr Können, ihre Zeit und ihr Engagement zusammenbringen, um alle BewohnerInnen des Obdach Favorita möglichst gut vor Covid-19 zu schützen. Sofort gehen sie an die Arbeit.
Normalerweise wird hier geturnt, geklettert und Yoga praktiziert. Seit kurzem ist hier unsere ganz besondere Maskenschneiderei. Denn wohnungslose Menschen wie die BewohnerInnen hier im Obdach Favorita sind auch von der Corona-Pandemie betroffen und wollen sich bestmöglich vor einer Ansteckung schützen. So wie wir alle.
Wir machen das!
Gleich zu Beginn der Pandemie kamen Frau A., Frau B., Frau D. und Frau B. auf mich zu und fragten, wie sie helfen können. Daran zeigt sich einmal mehr, wie großzügig besonders die sind, die oft selbst kaum etwas haben. Denn unsere BewohnerInnen sind in einer schwierigen Lebenslage und haben wenige Möglichkeiten, sich zu einem Mund-Nasen-Schutz zu verhelfen. Gleichzeitig wollen sie ihren gesellschaftlichen Beitrag zur Eindämmung des Covid-19-Virus leisten.
Einige waren vor Corona berufstätig, aber ihre Arbeitsstätten wurden geschlossen oder sie entlassen. Das gibt ihnen Zeit, die sie nun für die Anderen im Obdach Favorita nutzen wollen. Frau A. kann toll nähen, also haben wir dieses Projekt gestartet!
Nähwerkstatt
Der Mehrzweckraum ist nun unsere eigene Selbsthilfeschneiderei. Stoffe, Zwirne und Scheren liegen bereit. Auf jedem Tisch steht eine Nähmaschine und die vier Damen arbeiten eifrig. Ihr Ziel ist, für alle 300 BewohnerInnen des Hauses waschbare Stoffmasken für den privaten Gebrauch zu nähen.
Frau A. hat viel Näherfahrung, die anderen lernen täglich dazu und unterstützen mit Vorarbeiten wie Zuschneiden, Bügeln, etc. Die Näherinnen sind miteinander befreundet und es ist unfassbar schön, das Lachen und Herumalbern zu hören, sobald man den Raum betritt. Sie sind ein eingespieltes Team, das keine Betreuung unsererseits benötigt. Wir stellen den Raum, die Arbeitsmaterialien und den Kaffee zur Verfügung. Die essenzielle Arbeit leisten sie. Statt in den Job gehen sie nun nähen. Statt tatenlos im Zimmer zu sitzen, finden sie eine sinnvolle Beschäftigung, Ruhe und Routinen in dieser außergewöhnlichen Zeit.
Masken für alle
Die ersten Masken sind auch schon fertig und die NäherInnen zurecht stolz. Fr. B. sagte letztens zu mir: "Die Hauptsache ist, dass wir allen BewohnerInnen helfen. Noch besser ist es, dass wir das auch gerne machen."
Diese Freude am Tun ist spür- und hörbar. Dafür möchte ich Danke sagen an die Näherinnen und alle, die uns Stoff gespendet haben. Das Projekt zeigt, was mit Nadel, Faden und Engagement alles möglich ist.
Bitte unterstützen Sie dieses Projekt und spenden Sie jetzt!
Dringend benötigt werden:
Die Materialspenden können Sie kontaktlos im Obdach Favorita, Laxenburger Straße 8-10, in der rund um die Uhr besetzten Hauszentrale, abgeben oder telefonisch einen Abgabetermin vereinbaren: 01 24 5 24 40870.
Vielen Dank!
Duška ist 25 Jahre alt und seit 2017 Betreuerin bei Obdach Wien. Seit 2019 arbeitet sie im Chancenhaus Obdach Favorita.
Über das Chancenhaus Obdach Favorita
Das Chancenhaus Obdach Favorita für Frauen und Familien ist ein Teil des Obdach Favorita, in dem mehrere Einrichtungen von Obdach Wien untergebracht sind. Im Chancenhaus können wohnungslose Frauen und Familien Zukunftsperspektiven entwickeln und sich auf eine passende Wohnform vorbereiten. Dabei werden sie von SozialarbeiterInnen und BetreuerInnen unterstützt.
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